Vier Fragen an Christoph Stadtler


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Als freiberuflicher Musiker, der in normalen Zeiten im Schnitt vier Konzerte pro Woche spielt, ist dies natürlich ein massiver Einschnitt in mein Leben. Selbstverständlich fehlt sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben der anregende Austausch mit Kollegen, welche oft genug auch enge Freunde sind.
Als Musiker hat man natürlich die Möglichkeit sich intensiv mit dem Instrument oder mit dem Komponieren zu beschäftigen, dennoch kann dies nie die Tätigkeit auf der Bühne ersetzen, denn gerade hier bekommt man Anregungen und Anerkennung und kann sich in musikalischer Interaktion ausleben.
Da das Live-Spielen im Moment nicht möglich ist, habe ich mich mit einigen meiner Projekte mehr auf Videoproduktionen verlegt. Hierbei habe ich auch schon einiges dazu lernen können und erfahren, dass dies auch eine künstlerisch herausfordernde Tätigkeit sein kann.
Trotz aller Einschränkungen hat das vergangene Jahr da noch einige positive Seiten für mich parat gehabt: zum ersten Mal im Leben hatte ich ein richtiges Wochenende und war nicht wie sonst üblich auf der Autobahn, um von einem Konzert zum nächsten zu eilen. Meine Frau wird nicht müde zu sagen, dass das letzte Jahr mit mir das Schönste überhaupt war, da ich fast jeden Abend zu Hause war.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Da ich neben meiner Tätigkeit als freiberuflicher Musiker auch noch eine Musikschule betreibe, war ich nicht in einer existenzbedrohenden Lage wie viele meiner jüngeren Kollegen.
Als Mitglied der GVL (Gesellschafter Leistungsbewertung) und der GEMA bekam ich recht unkompliziert finanzielle Hilfen. Ganz hervorragend fand ich die Unterstützung der Stadt Speyer, welche zweimal unkompliziert Hilfe zur Verfügung stellte. An dieser Stelle noch einmal recht herzlichen Dank hierfür. Ich meine, die Stadt Speyer hat hier im Gegensatz zu vielen anderen Städten ein sehr gutes Bild abgegeben. Unverständlich ist mir jedoch, dass viele Kollegen je nach Bundesland-Zugehörigkeit vollkommen unterschiedlich beurteilt wurden, was von vielen als sehr ungerecht wahrgenommen wurde.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Diese Frage ist sicherlich nicht leicht zu beantworten, es gibt ja das Sprichwort, dass nach einem Gewitter die Luft bereinigt ist. Ich glaube, das wird auch auf diese Branche zutreffen, vielleicht weniger auf das Publikum, welches sicherlich dankbar und mit Freude jedes Angebot in Zukunft wahrnehmen wird. Aber viele Veranstalter, Eventlocations oder Privatleute, die Veranstaltungen planen, werden möglicherweise zurückhaltend reagieren. Ich hoffe natürlich, dass sich die Lage wieder auf vor Krisenniveau einpendelt, bin mir jedoch nicht sicher, ob nicht restriktive Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Maskenpflicht oder Mindestabstände nicht auch in Zukunft eingehalten werden müssen, so dass Live-Veranstaltungen und Events nicht mehr kostendeckend stattfinden können.

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Ich schraube meine Erwartungen an die Politik ehrlich gesagt nicht allzu hoch, denn die Politik wird nicht alle Probleme lösen, vielmehr merke ich einmal mehr, wie sehr die Eigenverantwortung eines jeden einzelnen gefragt ist.
Wünschenswert wäre ein einheitliches Vorgehen der Politik, so dass nicht jeder Ministerpräsident eines Bundeslandes sein eigenes Süppchen kocht. Auch wünsche ich mir ein klares, entschlossenes Handeln und keine Salamitaktik, wie sie in der Vergangenheit leider häufig angewandt wurde.


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