Den Bogen raushaben - Mähen mit der Sense


Magerwiese am Deich, Foto: Heinz-Peter Wierig
Magerwiese am Deich, Foto: Heinz-Peter Wierig


Sensenkurs am Deich Speyer

Kursziel war es, den Umgang mit der Wiesensense zu erlernen und damit Kenntnisse über eine urtümliche Form der naturverträglichen Grünlandunterhaltung zu erlangen.

Die zehn Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer trafen sich in der Deichmeisterei Speyer. Nach theoretischer Einführung eines Sensenlehrers vom Sensenverein Deutschland konnte jeder die Sensenteile – Blatt, Ring und Baum – zusammenzubauen und auf die eigenen Körpermaße anpassen. Danach ging es zum nahen Rheinhauptdeich, der zu diesem Zweck von der Deichmeisterei auf einem Abschnitt von einigen 100 Metern von der Mahd ausgenommen worden war und an dessen Fuß eine ebene Wiesenfläche von einem Morgen, das sind 2.500 Quadratmetern stehengelassen worden war.

Es zeigte sich dann in der Praxis, wie wichtig die korrekte Einstellung der Sense und ein gut geschärfter Dengel sind. Der lästernde Spruch dazu „Wer beim Dengeln schläft wird beim Wetzen wach“. Nach drei Stunden Mähen auf ebener Fläche und in der Schräge klappte der Bewegungsablauf schon sehr gut, alle spürten, was es heißt den Bogen rauszuhaben. Man kommt in einen guten Rhythmus und sieht beim Blick zurück mit Befriedigung, dass man aus eigener Kraft ohne Lärm und Benzingestank eine schön gemähte Fläche hinter sich gebracht hat. Ganz ohne Schweiß gab es auch hier keinen Preis. Dass es aber bei richtiger Technik und Haltung viel einfacher geht als erwartet, bestätigten alle, die sich schon vorher an der Sense versucht hatten. Kritische Geister fanden allerdings, das Arbeitsergebnis ließe noch zu wünschen übrig: Wo unsere Vorfahren für einen Morgen Fläche auch einen Morgen Zeit (rund vier Stunden) benötigten, schafften die zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses in drei Stunden gerade mal ein Zehntel der Fläche. Naja auch beim Sensen macht Übung den Meister … und da dies für die Teilnehmer ein freiwilliges Freizeitvergnügen und kein gestrenger Arbeitseinsatz war, nahm man den Einwand gelassen.

Am Nachmittag wurden die Pflege und das Schärfen der Sense vermittelt: Zum Wetzen setzte man einen nassen Mailänder Bruchstein ein. Das Dengeln wurde auf verschiedenen Amboss-Formen ausprobiert. Dabei wird das Metall der Schneide rasierklingenscharf ausgezogen. Ein scharfes Blatt reduziert die Kraftanstrengung beim Mähen beträchtlich und ermöglicht gutes Mähergebnis. An dieser Stelle muss man das rhythmische metallische Schlagen des Hammers, also zwanzig Minuten Lärm akzeptieren…die  Sense ist dann bereit für die nächsten 2000 Quadratmeter Wiesenmahd. Die weitere Wartung des Arbeitsgeräts ist einfach: nach Gebrauch abwischen und mit Ballistol vor Rost schützen, so bleibe die Sense ein Instrument für fürs ganze Leben.

Am Ende des Tages waren sich alle einig, dass das Mähen mit der Sense nicht allein eine sehr naturverträgliche Art der Wiesenwirtschaft ist, sondern auch einen Beitrag zur Gesundheitsförderung und Fitness geleistet hat. Im heimischen Garten wird die Sense zukünftig bei einer Reihe von Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine größere Rolle spielen, für die Unterhaltung von 140 Deich-Kilometern wird die Sense wohl weiterhin keine Alternative zur Maschinenmahd werden.