Vier Fragen an Aza Razahfindraboay


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Was ich besonders vermisse, ist das kulturelle Leben. Der Besuch von Konzerten oder Theatern fehlt mir sehr. Die Stimmung bei einem Live-Konzert ist einfach durch nichts zu ersetzen. Auch fehlt es mir sehr, mit anderen oder alleine auf der Bühne zu stehen und für Menschen Musik zu machen.
In diesen Zeiten wird einem klar, wie wichtig kulturelles Leben für die Gesellschaft ist und wie wichtig es ist, dass Menschen im Rahmen von kulturellen Veranstaltungen zusammenkommen können, um sich auszutauschen oder einfach gemeinsam Spaß zu haben.
In dieser Krise nutze ich die Zeit, mich musikalisch weiter zu entwickeln. Gerade in die Bereiche Klassische Gitarre und Fingerstyle, die mir sehr am Herzen liegen und für die ich sonst nicht die nötige Zeit finde, kann ich im Moment viel Zeit investieren. Natürlich kommen Blues-Rock, Rock'n'Roll, Hard Rock und Heavy Metal dabei nicht zu kurz.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

In Zeiten des Lockdowns habe ich den Gitarren-Unterricht von Präsenz- auf Online-Unterricht umgestellt. Das wird von den Schüler*innen gut angenommen und von den Eltern unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar. Außerdem habe ich noch einen Halbtags-Job. Die Einnahmen aus Live-Auftritten oder Engagements sind weggefallen, zählen jedoch nicht zu meinem Haupt-Lebensunterhalt. Mir tut es in der Seele weh um die vielen Künstler*innen, die auf die Hilfspakete angewiesen sind, um finanziell zu überleben und noch keine Zahlungen erhalten haben und möglicherweise deswegen auf der Strecke bleiben werden.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Ich glaube, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis die Situation annähernd wieder so sein wird wie vor der Corona-Krise. Die Stadt Speyer hat aber gezeigt, dass neue Wege in dieser Krise möglich sind, z.B. die Aktion Speyer.Kultur.Support, die Kult(o)urnacht-Online oder Speyer.Kultur goes Paradise - die Konzertreihe im Paradiesgarten. Wahrscheinlich werden leider noch mehr Live- Auftrittsmöglichkeiten wegfallen als ohnehin schon vor der Krise weggefallen sind. Aber vielleicht kann man dann das vorhandene Potential an Locations noch stärker nutzen, z.B. durch das Auflegen weiterer Konzertreihen an bestehenden Locations.

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Ich wünsche mir, dass Kultur nach Corona einen höheren Stellenwert erhält als vorher. Als das kulturelle Leben in der Pandemie zum Erliegen kam, haben wir gemerkt, wie essentiell Kultur für eine Gesellschaft und das menschliche Zusammenleben ist. Ich hoffe sehr, dass sich das künftig in Entscheidungen von Bund, Ländern und Kommunen in Sachen Kultur noch stärker niederschlagen wird.


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