Vier Fragen an Christian Straube


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Die Zeit der Corona-Krise erlebe ich recht einsam. Treffen mit befreundeten Künstlern - besonders aus der Musikbranche - sind nahezu vollkommen eingestellt und zum Erliegen gekommen. Auch fehlen mir die Interaktion zwischen dem Publikum und meinem Spielen, meiner Musik, da ja bekanntlich alle Konzertveranstaltungen abgesagt wurden.
Diese einmalige Verbindung zwischen den Menschen und dem Spielen der Musik gibt mir immer die Freude und Kraft für mein Schaffen, für meine Kompositionen. Das entfällt. Es bleibt eine große Leere. Da helfen auch die neuen Medien wenig, zumal diese vom Klangangebot allgemein unterirdisch sind.
Wer mich aus unseren Veranstaltungsreihen (Festival Speyerer Gitarrensommer usw.) auch als Vorsitzender des kulturing e.V. kennt und erlebt hat, weiß genau welch gewichtiges Urteil ich der Qualität von Klang und Sound in den Konzerten beimesse. Solche Qualität erzeugt ein Wechselspiel zwischen der dargebotenen Kunst und dem Publikum. Die Genussqualität des Hörens erzeugt Freude. All dieses fehlt und, um es mit den Worten vieler Vorredner dieser Serie zu sagen, die Motivation beginnt zu sinken. Es ist ein Arbeiten ohne Resonanz (für Musiker das A und O).
Jedoch bin ich viel mehr im Studio und habe gerade mein neuestes Opus vollenden dürfen. Wann es erscheinen wird? Corona wird die Antwort geben... Weitere Studioprojekte stehen an. Ideen gibt es mehr als genügend.
Darüber hinaus mag ich unbedingt betonen, dass ich die Corona-Leugner und -Verharmloser schlicht als Realitätsverweigerer erlebe, welche bedenkenlos bereit sind, weiteren Mitbürgern ernsthaften Schaden zuzufügen. Auch dieses erlebe ich ständig und es belastet auch.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Glücklicher Weise darf ich in der Hauptsache meine Brötchen mit dem Unterrichten meines Instrumentes verdienen.
Bereits während des ersten Lockdowns war ich sofort auf den Online-Unterricht umgestiegen. Also, das Überleben war gesichert. Auch ist die städtische Unterstützung für die hiesige Kulturszene mehr als nur ein Tropfen auf den bemühten heißen Stein.
Jedoch greift das Notprogramm, die Förderung durch das Land und den Bund bei unserem kulturing e.V. nicht. Wir fallen durch alle gängigen Raster. Wo es für Fragebögen der Ministerien am Computer keine passende Antwort geben mag, wird eine Weiterführung des Formulars sofort gestoppt. Dazu kommt erschwerend, dass es offensichtlich keine Ansprechpartner gibt. Jegliche Bemühung um Unterstützung läuft ins Leere.
Das gibt mir ebenfalls sehr zu denken. Was wird mit der Musik- und Kleinkunstszene nach der Pandemie sein?
Stets wurde bei uns im Verein genau darauf geachtet, dass unsere Beiträge für die GEMA und Künstlersozialkasse pünktlich entrichtet werden. Davon leben nicht wenige Musiker. Wenn die Szene ausgetrocknet ist und alle nur noch wie Bettler "auf Hut" musizieren, schauspielern, tanzen oder sonstige Kunst erschaffen, wer übernimmt dann die Kosten und Gebühren, für Kunstschaffende so wichtige Einrichtungen wie beispielsweise die Künstlersozialkasse?

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Immer weniger Veranstalter werden bereit sein für neue, sehr gute Künstler, ein angemessenes Honorar zu zahlen. Und nur der allgemeine "Mainstream" wird weiterhin sein Publikum und auch die Veranstalter finden.
Die Entwicklung neue Kunst am Instrument zu erfahren, ist damit ausgebremst und eher beendet.

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Die Politik fördert weiterhin solche Konzerne, welche ihre Miete nicht mehr zahlen möchten, mit beispielsweise zwei Milliarden Euro Soforthilfe.
Wir Künstler schauen bei diesem Szenario mit offenen Mündern einfach nur still und bescheiden zu.
Einzig in der regionalen Förderung erkenne ich eine Möglichkeit zur Hilfe für die Zukunft.
Von der großen Politik erwarte ich nichts für die Kultur.


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