Vier Fragen an Karin Brugger


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Ich stelle fest, dass mein Geist unglaublich unruhig ist. Er platzt vor vielen kreativen Ideen, die allerdings zurzeit nicht hinaus in die Welt dürfen. Das ist für den Moment noch in Ordnung, aber es muss irgendwann wieder ein Ende haben. Ich versuche mir jeden Tag zu sagen, dass dies auch eine geschenkte kreative Pause sein kann. Allerdings ist mir klar geworden, wie wichtig mir der Austausch mit anderen ist. Mir fehlt bei meiner jetzigen Arbeit zu Hause einfach mein Gegenüber und damit auch die direkte Rückmeldung, die ich auch brauche, um mich immer weiter zu entwickeln. Ich habe seit dem Frühjahr noch mehr zu mir selbst gefunden und ich nehme wahr, dass mein Blick auf die Dinge sich stark verändert hat. Ich komme mit viel weniger klar als ich dachte. Dies nehme ich auch nicht als Verlust wahr, sondern als großen Gewinn. Für mich zählen viel mehr noch als zuvor die Kleinigkeiten oder schöne Alltagsmomente, die man früher nicht so aufmerksam wahrgenommen hat. Ich versuche diese Erkenntnisse in meine Arbeit einfließen zu lassen, da ich der Meinung bin, dass ich mit diesen Erfahrungen nicht alleine dastehe.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Ich bin in der glücklichen Lage in Elternzeit zu sein. Meine Arbeit erledige ich somit gerade als Nebentätigkeit. Mir geht es finanziell einigermaßen gut. Aber da es vielen meiner Kollegen sehr schlecht geht, bin ich der Meinung, dass ich verzichte und jemand anderes diese Hilfe mehr benötigt.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Diese Zwangspause nagt unglaublich am eigenen Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Ich kenne einige, deren Existenzangst einfach zu groß ist und die den Kulturbereich jetzt verlassen, obwohl ihr Herz daran hängt. Jeder wird sich fragen müssen, ob er den Mut hat, da weiterzumachen, wo er war. Ich bin davon überzeugt, dass am Ende alles gut werden wird und ich wünsche mir, dass wir gestärkt aus dieser Krise gehen. Aber diese Zeit macht wirklich viel mit einem und jeder muss auf sich selbst hören.

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

„Erwarten“ ist mit viel Druck verbunden. Ich erhoffe mir eher, dass das Augenmerk verstärkt im Kinder- und Jugendbereich liegen soll. Außerschulische Lernorte müssen einfach mehr unterstützt werden. Die soziale Kompetenz der Kinder leidet enorm unter dieser Krise und wir müssen versuchen das soziale Bewusstsein gekonnt aufzufangen und zu stärken. Betrachtet man die frühkindliche Bildung im Bereich U3 ist im Prinzip ein ganzes Jahr verloren und wir sprechen hier von Bereichen, wo manchmal ein Monat schon eine ganze Welt ausmacht. Sobald wir wieder dürfen, sind wir für die Kinder, Jugendlichen und Eltern da und ich für meinen Teil kann schon sagen: ich freue mich wahnsinnig darauf.