Vier Fragen an Bernd Baumann


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Wenn mir im Februar 2020 jemand gesagt hätte, dass meine Mitarbeiter und ich noch in diesem Jahr um das geschäftliche Überleben kämpfen würden, hätte ich das definitiv nicht für möglich gehalten. Die noch nie da gewesene Situation zehrt seit Monaten sehr an der Psyche aller Beteiligten. Nach unzähligen Gesprächen mit Steuerberater und Kollegen, als auch wochenlanger Recherche nach Informationen zu Förderprogrammen, habe ich in Zusammenarbeit mit den Kollegen einen Fahrplan entworfen, der es uns hoffentlich ermöglicht diese Krise irgendwie zu bewältigen. An dieser Stelle einen RIESEN DANK an alle Mitarbeiter, Anlaufstellen im Hintergrund und natürlich auch an alle Kunden. Die Vorfreude, in Zukunft wieder ausgelassene Menschen zu erleben und in lachende Gesichter blicken zu dürfen, hält den Motor bei uns irgendwie am Laufen. Unser Alltag sieht so ganz anders aus als gewohnt. Wir schlagen uns mit einer Mischung aus kleineren Veranstaltungen, Streamings und Gelegenheitsjobs aller Art, die so gar nichts mit unserer Branche zu tun haben, irgendwie durch. Spaß macht das keinem. Aber hier geht es schließlich um das Überleben.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Die Förderprogramme sind definitiv keine Selbstläufer. Ausschließlich davon kann kein Unternehmen am Laufen gehalten werden. Unmöglich! Die Mischung aus Förderprogrammen, Veranstaltungen, die noch durchführbar sind, und Gelegenheitsjobs, die keiner mag, aber ohne die es einfach nicht geht, hält das Rad am Drehen. Ich bin der Meinung, dass die Zahnräder doch irgendwie ineinandergreifen, auch wenn es manchmal knirscht, zumindest aus meiner Sicht.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Ich glaube sehr wohl, dass die derzeitige Situation Auswirkungen auf Kulturschaffende, die Veranstaltungsbranche, sowie auch auf Besucher haben wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass in Zukunft ein Besuch in einem Theater, Konzertsaal oder in einem Museum viel intensiver wahrgenommen wird, als das vor der Pandemie der Fall war. Und diese positive Energie werden auch die Personen auf und hinter der Bühne spüren können. Im alltäglichen Arbeitsbereich werden digitale Konferenzen oder zusätzliche Online-Streamingdienste bei Veranstaltungen nicht mehr wegzudenken sein. Das kann die Tätigkeitsfelder der Branche durchaus nachhaltig verändern. Der Besuch eines Live-Konzerts, das Hören und Spüren des Sounds, das Empfinden der Lightshow, das Live-Erleben eines Künstlers und die Stimmung am Veranstaltungsort - all das wird auch in Zukunft nicht ausschließlich digital zu ersetzen sein.

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Die Zeit nach Corona wird die ersten Monate, vielleicht auch Jahre, für die Branche eine sehr schwierige Phase werden. Die Politik hat noch sehr viele schwere Entscheidungen zu treffen und die Glaskugel wurde leider, oder zum Glück, noch nicht erfunden. Ich möchte mit den Entscheidungsträgern nicht tauschen wollen. Ich würde mir wünschen, so schnell als möglich wieder in unsere „Normalität“ zurückkehren zu können. Aber eines ist auch klar. So wie es vor der Pandemie war, wird es wohl danach nicht mehr sein. Aber vielleicht geht der ein oder andere Besucher zukünftig mit einer anderen Wahrnehmung zu einer Veranstaltung und realisiert, dass eben nicht alles selbstverständlich ist.


Mehr über den Veranstaltungsdienstleister PRO.TEC / Audio