
Das Gradierwerk im Mühlturmpark ist frei zugänglich und rund um die Uhr in Betrieb. Das Wasser wird durch den Kneipp-Verein kontrolliert, der angrenzend ein Kneipp-Becken und einen Kräutergarten betreibt.
Bereits seit Jahrhunderten wird das Reizklima des Meeres zur Prävention, Therapie und Regeneration der Gesundheit genutzt. Vor über 300 Jahren suchte man daher nach Wegen, diesen Effekt ins Binnenland zu bringen. Gradierwerke, auch als Salinen bekannt, dienen der Salzgewinnung.

Durch die Verrieselung der sogenannten Sole entsteht in der unmittelbaren Umgebung des Gradierwerks ein leicht feuchtes, salzhaltiges Klima, welches hervorragend für die Inhalation geeignet ist. Die salzige Luft kann beispielsweise Atemwegserkrankung vorbeugen und dient damit der Gesundheitsvorsorge und kann überdies für Heilbehandlungen eingesetzt werden.
Gradierwerke werden ausschließlich aus hochwertigen Naturprodukten gefertigt und betrieben. Das Grundgerüst hierfür besteht aus heimischem unbehandelten Eichen- oder Lärchenholz. Diese Hölzer sind aufgrund ihrer Robustheit in besonderem Maße geeignet, die salzhaltige Atmosphäre des Gradierwerks über eine lange Zeit unbeschadet zu überdauern. In traditioneller Bauweise gebaut, also nach alter Zimmermannstradition verzapft und mit Holzdübeln verbunden, wird das fertige Grundgerüst mit Reisigbündeln aus Schwarzdorn, auch als Schlehe bekannt, befüllt.
Der unter Naturschutz stehende Schwarzdorn „blutet“, wenn er im Winter geschnitten wurde, nicht aus und ist langlebig sowie resistent gegenüber der Sole.
Die Sole wird aus einem Auffangbecken in das Quellbecken gepumpt, das sich oberhalb des Gradierwerks befindet. Der obere Rand des Quellbeckens ist mit Aussparungen versehen, die eine gleichmäßige Verteilung der Sole auf die Schwarzdornfläche ermöglichen. Das Wasser rinnt entlang der Zweige und während es verdunstet, bleibt das Salz zurück. Durch den Verdunstungsprozess steigt der Salzgehalt der Sole auf etwa 20 Prozent – optimal zum Atmen und Entspannen.
Speyer ist seit 1. März 2025 Mitglied im Gesunde Städte-Netzwerk, einem Zusammenschluss von rund 100 deutschen Kommunen und Landkreisen, die sich aktiv für die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Bevölkerung einsetzen.
Im Kontext des Kommunalen Gesundheitsmanagements nimmt das Gradierwerk eine wichtige Rolle ein: als Teil einer ganzheitlichen Gesundheitsstrategie wird es gezielt in das städtische Gesundheitsangebot integriert, um der Bevölkerung eine innovative und niedrigschwellige Möglichkeit zur Förderung ihrer körperlichen und mentalen Gesundheit zu bieten, Besonders in Zeiten zunehmender Belastungen durch Luftverschmutzung und Stress wirkt das Gradierwerk als Entspannungsort und fördert das allgemeine Wohlbefinden. Mit dieser Maßnahme unterstützt Speyer aktiv die Idee einer präventiven Gesundheitskultur. Das Gradierwerk (und auch der angrenzende Kräutergarten, sowie das Kneipp-Becken) ist somit ein sichtbares Zeichen für die Verbindung von Naturheilverfahren, öffentlichem Gesundheitsmanagement und präventiven Gesundheitsstrategien und stellt einen wertvollen Beitrag zu einem gesunden Lebensstil dar.