Ministerin Dörte Schall besucht den Inklusionsbetrieb Friedhof Speyer



Inklusion am Arbeitsplatz bedeutet, dass Mitarbeitende mit Behinderungen oder Schwerbehinderungen dieselben Chancen wie ihre Kolleginnen und Kollegen ohne Behinderungen erhalten. Hierbei spielt die individuell gestaltete Arbeitsumgebung eine zentrale Rolle, um den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, ihre Leistung entsprechend ihren Fähigkeiten zu erbringen.

"Inklusionsbetriebe sind das Herzstück einer inklusiven Gesellschaft", betonte Arbeits- und Sozialministerin Dörte Schall. "Sie bieten nicht nur die Möglichkeit der Teilhabe am Arbeitsleben des allgemeinen Arbeitsmarktes, sondern begünstigen auch die Weiterentwicklung beruflicher Fähigkeiten, fördern die Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderungen und schaffen ein grundlegendes Verständnis für inklusive Gesellschaftsstrukturen."

Im Inklusionsbetrieb Friedhof Speyer wird diese Philosophie durch wöchentliche Schulungen unter der Leitung der Sozialarbeiterin Heike Schäfer umgesetzt. Die Schulungen fördern unter anderem das Selbstverständnis der Mitarbeitenden als Friedhofsgärtner*innen. Themen wie Pflanzen- und Bodenkunde, ökologische Bestattungsformen und verschiedene Religionen werden vermittelt, um ein breites Fachwissen zu entwickeln.

 „Eine inklusive Arbeitswelt beginnt dort, wo Unterschiede als Stärke verstanden werden“, unterstreicht Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler. „Inklusionsbetriebe leisten dazu einen unverzichtbaren Beitrag: Sie schaffen Perspektiven, bauen Barrieren ab und fördern das Miteinander auf Augenhöhe. Für uns in Speyer ist es eine Selbstverständlichkeit, solche Strukturen nachhaltig zu stärken.“

Die Schulungen bestehen überwiegend aus theoretischen Einheiten, die durch praktische Projekte ergänzt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Neugestaltung von sechs Gräbern am Arbeiterdenkmal, die mit klimaangepasstem und bienenfreundlichem Wechselflor bepflanzt wurden. Im Vorfeld wurde in theoretischen Schulungen erarbeitet, warum Staudenbeete aus ökologischer Sicht vorteilhafter sind als Wechselflorbepflanzungen. Ebenso wurde die Bedeutung bienenfreundlicher Pflanzen, sowohl für Honigbienen als auch für zahlreiche Wildbienenarten, thematisiert.

„Der Inklusionsbetrieb Friedhof Speyer zeigt, wie Inklusion und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen. Durch die Kombination von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderungen und nachhaltigen Projekten leisten wir einen wichtigen Beitrag zu einer inklusiven und grünen Stadtgesellschaft“, so Beigeordnete Irmgard Münch-Weinmann.

In Kooperation mit der Bieneninitiative Speyer wurde zudem die Pflege von speziell für Wildbienen angelegten Beeten übernommen. Diese Wildbienenpflanzen sind entscheidend für den Erhalt der Artenvielfalt und bieten einen wertvollen Lebensraum für zahlreiche Insektenarten.

Neben den praktischen und theoretischen Projekten nehmen die Mitarbeitenden des Inklusionsbetriebs regelmäßig an Ausflügen und Bildungsveranstaltungen teil. So wird mit Sozialarbeiterin Heike Schäfer regelmäßig die Stadtbibliothek in Speyer besucht, wo oft Bücher rund um die heimische Flora und Fauna ausgeliehen werden. Darüber hinaus nahmen sie an einer Sonderausstellung zur Erstellung eines ökologischen Fußabdrucks teil und staunten über die Auswirkungen ihres eigenen ökologischen Fußabdrucks.

Auch gab es einen Betriebsausflug zum Historischen Museum Speyer, bei dem die Mitmachausstellung „Expedition Erde. Im Reich von Maulwurf und Regenwurm“ besucht wurde. Hierbei durften selbstverständlich auch interessierte Mitarbeitende ohne besonderen Unterstützungsbedarf teilnehmen. Die Teilnehmenden erlebten hautnah, wie faszinierend die Welt der Insekten ist, insbesondere die Bedeutung von Ameisen.

Ziel aller Bildungsangebote, Ausflüge und Projekte ist es, ein ökologisches Bewusstsein zu schaffen, denn Friedhöfe bieten nicht nur Raum für Trauer, sondern auch wertvolle Rückzugsorte für Pflanzen und Tiere. Sie fungieren als ökologische Inseln im urbanen Raum und können insbesondere für Wildbienen und andere Insektenarten einen wichtigen Lebensraum darstellen.

Ein weiteres Anliegen des Inklusionsbetriebs ist die Verbesserung der sozialen Teilhabe von älteren Menschen auf dem Friedhof Speyer. In Zusammenarbeit mit der Speyerer Gemeindeschwesterplus, Alexandra Mally, wird in diesem Jahr die Aufstellung von fünf weiteren „Plauderbänken“ auf dem Friedhof realisiert. Diese Bänke, die in Regenbogenfarben gekennzeichnet sind, bieten Besuchenden die Möglichkeit, niedrigschwellig mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Im Rahmen des Ministerbesuchs wurde durch Gemeindeschwesterplus Alexandra Mally eine Fahrt über den Friedhof angeboten, bei der die ökologischen Projekte des Inklusionsbetriebs im Vordergrund standen.

Ein weiteres Projekt des Inklusionsbetriebs Friedhof Speyer umfasst die Zusammenarbeit mit dem Inklusionsbetrieb Friedhof Worms. Geplant ist ein Besuch im Rahmen des diesjährig geplanten Betriebsausflugs, um voneinander zu lernen und bewährte Praktiken zu teilen. Zudem wurde eine Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Kaiserslautern durch das Organisationsbüro Schneider, welches mit dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung in Trier zusammenarbeitet, angestoßen, bei der das Potenzial regelmäßiger Schulungen und weiterer Optimierungsmöglichkeiten thematisiert wurde.

Inklusionsbetriebe bieten Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf eine wertvolle Chance, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt zu integrieren und ihren Lebensunterhalt eigenständig, unabhängig von staatlichen Transferleistungen, zu bestreiten. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels gilt es, das Potenzial dieser Menschen zu nutzen. Regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen schaffen hierfür die notwendigen Voraussetzungen und ermöglichen, im Falle des Inklusionsbetriebs Friedhof Speyer, ökologisch wertvolle Projekte in den Kommunen umzusetzen.


Medieninformation der Stadt Speyer vom 6. Mai 2025