
Wolf Spitzer (1940–2022) zählt zu den bedeutendsten Bildhauern seiner Zeit. Als Kosmopolit setzte er sich mit den großen Themen der europäischen Geistesgeschichte und den grundlegenden Fragestellungen der Menschheit auseinander. Der Mensch und sein geistiges Wirken stehen im Zentrum seines umfangreichen Oeuvres.
Die Retrospektive in der Städtischen Galerie der Stadt Speyer lädt zu einer faszinierenden Reise durch die Schaffensperioden, Werkblöcke und Themenschwerpunkte seines künstlerischen Schaffens ein. Wolf Spitzer war ein Meister seines Fachs: Er arbeitete kraftvoll, beseelt und konzentriert, mit hoher Präzision und enthusiastischer Hingabe. Stets zeigte er ein tiefes Verständnis für das Weltgeschehen. Durch die tiefgreifende Auseinandersetzung mit seinen Inhalten wurden er selbst und seine kraftvollen Skulpturen zu Mittlern zwischen Ländern, Epochen und Gedankenwelten.
Wolf Spitzer widmete sich Persönlichkeiten, deren Leben, Denken und Wirken über ihre eigene Existenz hinaus von überzeitlicher Bedeutung sind. Mit der ihm eigenen Empathie setzte er sich mit Protagonistinnen und Protagonisten der Geistes-, Religions- und Herrschergeschichte auseinander. Auch Dantes „Divina Commedia“, das Motiv des Totentanzes sowie die christliche Passionsgeschichte inspirierten Wolf Spitzer zu Skulpturengruppen von elementarer Kraft. All diese Themen finden Ausdruck in abstrakten Bronzeköpfen, geschwungenen Bänderskulpturen aus Bronze und Stahl sowie in naturgetreuen Porträtplastiken und monumentalen Großskulpturen im öffentlichen Raum.
Nach seinem Studium als Meisterschüler von Fritz Wotruba in Wien absolvierte Wolf Spitzer ein Stipendium an der Cité Internationale des Arts in Paris (1978–1979). Es folgten ein Aufenthalt in der Casa Baldi in Rom (1992) und ein weiteres Stipendium an der Villa Romana in Florenz (1997). Seine Werke sind in zahlreichen bedeutenden Einzelausstellungen in ganz Europa zu sehen und bereichern die Sammlungen vieler namhafter Museen.
Der Bildhauer wurde 1940 in Speyer geboren, wo die Zeugnisse der jüdischen Geschichte sehr eng mit der SchUM-Stadt und ihren Bewohnern verbunden sind. Seit seinen Anfängen beschäftigte Wolf Spitzer die jüdische Tradition und spiegelt sich in seinem Werk wider. Der Themenkanon spannt einen Bogen über das städtische Judentum des Mittelalters bis hin zu den Gräueltaten des Holocausts und reicht bis in die Gegenwart. Spitzers Skulpturen fungieren als Vermittler zwischen den Religionen und als Mahnmale gegen das Vergessen. Sie sind zeitlose Zeichen der Erinnerung und rufen auf zu Verantwortung und Respekt.
Medieninformation der Stadt Speyer vom 30. April 2025