Vier Fragen an Wolfgang "Capredy" Schäfer


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Da sich meine Arbeit vor allem auf Live-­Auftritte konzentriert, sind mir aufgrund von Corona so gut wie alle Aufträge für 2020 abgesagt worden. 2021 ist noch gar nicht abzusehen. Wirtschaftlich ist das ein Desaster. Seitdem biete ich den Leuten an, kleine, persönliche Wunsch­-Musikvideos mit individueller Widmung für Anlässe aller Art bei mir zu bestellen. Dafür habe ich mir neue Aufnahmetechnik geleistet, in die ich mich jetzt nach und nach einarbeite. Das klappt ganz gut, denn man hat ja jetzt vor allem eines: Zeit. Diese nutze ich nun auch, um neue Sachen auszuprobieren oder altes Material aufzufrischen. Dabei stößt man gerne mal auf Dinge, die man vergessen hat oder vielleicht schon lange mal ausprobieren wollte. Man denkt dabei an die Zeit nach Corona, was allerdings noch eine Weile andauern dürfte.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Bisher kam bei mir nichts an, da ich als Solo-Künstler durch die meisten Raster falle. lch habe z.B. keinerlei Betriebskosten etc. ... Außerdem ist es sehr schwer nachzuweisen, was man alles an Aufträgen gehabt hätte, wenn Corona nicht gekommen wäre. Denn die Branche ist sehr unbeständig und vieles entsteht oft ganz spontan.
Zum Glück bin ich aber finanziell nicht völlig abhängig von meiner Arbeit als Musiker. Aber, hätte ich nicht den Rückhalt in meiner Familie und damit eine gewisse Sicherheit, wüsste ich nicht, wie es jetzt weiter ginge.
Ein Lichtblick war für mich das Soforthilfepaket der Stadt Speyer, die sich mit ihren Aktionen schnell um die Kulturszene kümmerte und alternative Auftrittsmöglichkeiten schuf. Es geht dabei vor allem auch um Wertschätzung und Dank dafür, was man als Kulturschaffender in all den Jahren für seine Stadt getan hat. Eine gute Sache und keineswegs selbstverständlich, was hier auf die Beine gestellt wurde und wofür ich mich hier nochmals bedanken möchte.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

lch denke, dass viele meiner Kollegen und auch viele Kultureinrichtungen auf der Strecke bleiben werden. Speziell die kleinen Theater und Kleinkunstbühnen haben es besonders schwer. In diesen Zeiten und spätestens nach diesem 2. Lockdown braucht man einen sehr langen Atem, um zu bestehen. Die Veranstaltungsbranche wird sich noch mehr kommerzialisieren müssen, und es werden nur die ganz Großen bleiben.
Darunter leidet dann natürlich die Vielfalt und Individualität des Angebots. Viele Klein- und Solo-Künstler werden ihren Beruf aufgeben müssen, denn es geht inzwischen ums nackte Überleben und die meisten sind bereits am Limit. Sie leben vom Ersparten oder bereits von ihrer Altersvorsorge, die bei den meisten sowieso nicht üppig ausfällt.
Auch wird das Erlernen des Berufs des Künstlers, sei es Schauspieler oder Musiker etc. weniger attraktiv werden für den Nachwuchs. Es wird bei der Berufswahl in Zukunft wieder mehr um Sicherheit gehen als um Leidenschaft. Leider! Es wird sehr lange dauern, bis sich die Branche von dieser Krise erholt hat

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Die Politik kümmert sich zu wenig um die zahlreichen unbekannteren Musiker und Solokünstler. Denn gerade diese Leute stehen für Innovation, Vielfalt und Experimentierfreude. Sie sind für mich in der Kulturszene nicht wegzudenken. Sie waren die ersten, die vom Lockdown betroffen waren und werden auch die letzten sein, die wieder arbeiten dürfen. Das kommt quasi einem unverschuldeten Berufsverbot gleich. Da ist die Regierung verpflichtet etwas für diese Menschen zu tun, und ich wünsche mir schnellere und vor allem unbürokratische Hilfe. Denn: Ohne Kunst und Kultur wird’s still!


Mehr über den Musiker Capredy