Vier Fragen an Nikola Rümenapf


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Als Sprecherzieherin und Stimmbildnerin war natürlich sofort Stillstand. Vor allem, da recht schnell klar wurde, wie gefährlich die Arbeit rund um die Stimme ist. Das bedrückt mich bis heute, da ja die Stimme unser persönlichstes Instrument ist. Das reale, nicht virtuelle Kommunizieren ist ein Grundbedürfnis des Menschen.
Im Sommer dann Lockerung, Hoffnung, Hygienekonzepte und dadurch wieder Proben und Präsenzunterricht. Highlights waren zum Beispiel die musikalischen Abendandachten, wo unter anderem unser wunderbares Frauenquartett "Die Rheintöchter“ eine Andacht gestalten konnte. Sowie die szenische Lesung eines Orgelmärchens von Simone Pepping-Sattelberger kurz vor dem zweiten Lockdown in einer fast leeren Gedächtniskirche. Das war schön, aber auch ernüchternd.
Ja, und seitdem ist Ruhe angesagt. Diese zweite Phase kommt mir noch härter vor, weil keine konkreten Termine anstehen und kein Ende der Krise absehbar ist. Aber ich hoffe auf die langfristige Wirkung der Impfung und den Sommer.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Ich selbst bin nicht auf die Hilfe angewiesen, weiß aber von vielen Kunstschaffenden, dass es zum Teil sehr mühselig ist, an die Hilfspakete zu kommen. Viele fallen auch aus dem Raster raus und damit wird die Lage sehr schwierig. Es gibt auch etliche Leute, die sich einer ganz anderen Arbeit zugewandt haben und die künstlerische Arbeit oder die Arbeit im Kulturbereich aufgegeben haben. Das ist furchtbar. Künstler sollten während der ganzen Krise unterstützt werden.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Es gibt ja die Hoffnung, dass alle Leute ausgehungert sind nach Live-Kultur. Aber vielleicht haben sich viele auch an die bequemen digitalen Formate gewöhnt. In der Filmlandschaft sieht das ja schon lange so aus. Ich selbst fand im ersten Lockdown viele digitale Angebote und Ideen witzig und spannend, aber mittlerweile sehne ich mich einfach nach der realen Begegnung mit dem Künstler oder dem Kunstwerk.
Die Rückbesinnung und Entwicklung zu kleinen künstlerischen Formaten, die im Lockdown entwickelt wurden, ist prima und toll. Ich persönlich würde mir aber schon auch wieder ein großes Sinfoniekonzert wünschen oder einen Theaterabend im ausverkauften Haus.

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Ich erwarte, dass die Kultur in allen Bereichen weiter subventioniert wird, und nicht, weil dann überall das Geld fehlt, wieder an der Kultur gespart wird. Kultur gehört zum Menschen und ist Ausdruck seiner geistigen Freiheit. Eine Diskussion, ob Kultur systemrelevant sei, dürfte es gar nicht geben.


Ihr direkter Kontakt zur Sprecherzieherin Nikola Rümenapf