Vier Fragen an Martin Eckrich


Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Durch meine eigene Galerie und meinen Kunstpark habe ich mich unabhängig vom allgemeinen Kunstbetrieb in Europa gemacht. Die Corona-Krise hat eine längst fällige Notbremse für das weltweite Bestreben zur Gewinnsteigerung und die Ausbeutung unserer Lebensgrundlagen ausgelöst.
In dieser Zeit war ich ungestörter bei der Verwirklichung meiner Kunst. Und ich hatte die Hoffnung, dass es eine Veränderung in der Gesellschaft geben würde, eine neue Wertschätzung von menschlichen Leistungen.
Der außergewöhnliche Zustand hat meine Kreativität angeregt, auch zu neuen Kompositionen von Liedern. Leider hatte ich außerhalb meiner Galerie nur zwei Ausstellungen. Und nur bei einer dieser Ausstellungen konnte ich bei der Vernissage drei Lieder aufführen.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

In diesem Jahr habe ich regelmäßig Bilder und Figuren verkauft. So entstand bei mir keine finanzielle Not und ich habe keine Hilfen beantragt. Die Menschen kamen trotz der schwierigen Lage zu mir, um meine Kunst zu kaufen. Daher musste ich kein Hilfspaket beantragen. Ich weiß aber auch, dass Schwierigkeiten entstehen können, wenn man staatliche Hilfen beantragt.

Was glaubst Du, wie sich die derzeitige Situation auf die Zukunft für Kulturschaffende bzw. die Veranstaltungsbranche auswirkt?

Auch die digitale Darstellung meiner Kunst verzichte ich weitgehend, weiß aber, dass ich damit dem Untergang geweiht bin. Es ist schade, dass haptische, echte Begegnungen durch die Technik adaptiert werden. Die Technik bietet den einfachsten und effizientesten Weg.  Das ist aber auch der Weg, den ich kritisch sehe und den uns diese Pandemie beschert hat. Videokunst, Projektionen und Kunst, die am PC entsteht, werden bevorzugt. Kunst an öffentlichen Gebäuden wird mehr gesehen. Texte und Inhalte der Kunstwerke beziehen sich auf die Veränderungen der Umwelt durch die Pandemie. Gefühle des Notstandes sind präsent.
Veranstaltungsorte müssen großzügiger angelegt werden, um mehr Platz für Sicherheitsabstände zu bieten. Vieles sollte im Freien stattfinden für weniger Zuschauer. Projekte sollten öfter aufgeführt werden.

Was erwartest Du von der Politik für die Zeit nach Corona?

Die Politik könnte und sollte bei der Förderung des Arbeitsmarktes und des kapitalistischen Systems, das dahintersteht, umdenken. Profitorientiertes Handeln könnte sich dem nachhaltigen und umweltfreundlichen Handeln unterordnen. Auch die sozialen Werte, die Hilfe und Pflege sowie die medizinische Versorgung könnten durch höhere Entlohnung aufgewertet werden.
In der Kultur wäre es gut, ausgebildete Künstler mit Abschluss und nachweislicher Teilnahme am öffentlichen Geschehen mit einem Grundeinkommen und mit Ausstellungshonoraren zu bedenken. 


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