SchwarzamselScheues Reh trifft Keilerkopf
Die gemütliche Schenke in der Korngasse zeigt
jägerlich-rustikales Ambiente. Schließlich wird den Amseln nachgesagt, dass sie
in freier Natur mit ihrem Ruf auf Hasen, Füchse und andere Wildtiere reagieren,
woran sich Jäger gerne orientieren. Das zumindest könnte die vielen Jagdtrophäen
erklären, welche die Wände der urigen Weinstube zieren. Parkettboden, dunkle
Holzvertäfelungen, Sprossenfenster, ein weißes Reh im Glaskasten über der Tür
und der massive Wildschweinschädel an der Wand schaffen den waidmännischen
Rahmen für den Verzehr von Pfälzer Leibgerichten, die man mit reichlich Riesling
runterspült. Unter Hirschgeweihen am Kachelofen sitzenEs ist schon ein ganz besonderes Gefühl an kühlen Herbst- und Winterabenden unter Hirschgeweihen am wärmenden Kachelofen zu sitzen und mit anderen Gästen über die Schönheit der Pfalz und die Abgründe der Welt zu räsonieren. Scheues Reh trifft Keilerkopf. Die massiven Holztische geben Halt, der Wein lockert die Zunge und man fühlt sich in der Weinstube schnell geborgen. Dafür sorgen am Tresen und in der Küche Helga Schneider und Gerd Gronau, von denen die Schwarzamsel seit September 2008 aufmerksam geführt wird. In der mehr als 100 Jahre alten Weinstube werden sich Riesling-Freunde schnell heimisch fühlen. Denn egal, ob Saumagen, Leberknödel oder „Fleeschknepp“ mit Meerettich - zu diesen Speisen passen am besten halbtrockene und trockene Pfälzer Weine. Selbst wenn hier ein 59er „Château Margaux“ offeriert würde, sobald das Pfälzer Rumpsteak mit Zwiebel und Bratkartoffel auf dem Teller dampfte, würde man dankend ablehnen, ganz einfach, weil einem schon das Wasser im Munde zusammenliefe vor lauter Vorfreude auf den kühlen Riesling der Region.
Die Genussfreude pflegenLängst ist das „Amselnest“ im Schatten des Altpörtels zur Speyerer Institution geworden. Die Traditionsweinstube genießt aber auch einen Deutschland-weiten Ruf, weil die Studenten und Lehrkräfte der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften ebenfalls den impetus gaudere – die Genussfreude – schätzen und gerne am Riesling nippen. Und noch etwas macht die „Schwarzamsel“ zu einem außergewöhnlichen Ort: Als vermutlich erste Weinstube der Region ist sie 2004, nach dem Tod des früheren Besitzers Edwin Zwick, zur Stiftung erhoben worden. Ein Großteil der Einkünfte aus Gaststättenbetrieb und Vermietung der angeschlossenen Wohnungen kommt krebskranken und behinderten Kindern aus Speyer zugute. Da fällt es nicht schwer, bei Gerd eine weitere Runde zu bestellen. „Wenn jemand in eine Weinstube geht, soll er seine Sorgen vergessen, nette Stunden verleben und Kraft tanken für den nächsten Tag.“ Soweit die Philosophie der urgemütlichen Jägerstube. Der Samstags-Stammtisch der Schwarzamsel hat seinen regelmäßigen Tafelrunden ein eigenes Motto hinzugefügt: „Carpe Diem Noctemque“, genieße den Tag … und die Nacht!
Matthias Nowack | Quickfinder Kultur Kulturbüro Bildende Kunst Musik Theater, Kleinkunst, Tanz Literatur kontakt Kurzbewertung Urgemütliche Jägerstube, für Riesling-Freunde ein Muss! |