Die Domhof-Hausbrauerei – ein echter
Klassiker
Biergärten
sind eine bayrische Erfindung. Nachdem Speyer nahezu 130 Jahre bayrisch regiert
wurde (1816-1945), kann es nicht verwundern, dass einer der schönsten Biergärten
der Pfalz viel Zuspruch findet: Einen Steinwurf vom Kaiserdom entfernt hat die
Domhof-Hausbrauerei nicht nur für alteingesessene Speyerer Kultstatus erreicht,
auch wissensdurstige Touristen zischen dort nach Kultur-Tour und Museums-Stress
gern ein frisch gezapftes Domhof-Bier. Im Schatten von Kastanien und Linden, die
Westtürme des romanischen „Sandsteingebirges“ fest im Blick, kann man hier bei
einem kühlen Hellen und einer bodenständigen Mahlzeit nach Herzenslust klönen
und alle Fünfe grade sein lassen.
Nah an den durstigen Kehlen der
Kunden
Am historischen Ort, an dem einst das
Reichskammer-gericht tagte, setzt die Domhof-Brauerei in Speyer auf ihre
einmalige Lage und die Qualität ihrer Biere. Braumeister Franz Müller braut den
Gerstensaft in erster Linie für die Gäste des eigenen Hauses. Sein Erfolgsrezept
sind die Biere, die direkt aus dem Keller kommen, naturfrisch und mit leichter
Hefetrübung. Sie unterscheiden sich wohltuend von den „Bierkonserven“ der großen
Brauereikonzerne, die auf Haltbarkeit getrimmt werden. „Unser Bier muss keine
langen Lager- und Transportzeiten überstehen, deswegen ist es sehr bekömmlich
und schmeckt frisch,“ sagt Müller. Drei bis vier verschiedene Sorten lagern im
Keller. Neben dem Dunklen, dem Hellen und dem Hefeweizen kommt, je nach
Jahreszeit, ein Fest- oder Bockbier auf den Tisch. Mit der Flexibilität der
kleinen Mengen ist die Hausbrauerei ohnehin nah an den durstigen Kehlen ihrer
Kunden.
Ordentlich die Beine unter den Biertisch
strecken
An schönen
Sommertagen platzt der Biergarten aus allen Nähten. Auf stilgerechtem Mobiliar
kann man dort den leiblichen Genüssen frönen: Manche wollen einfach nur ein
kühles Bier genießen, andere werden sich erst mal an der herzhaften
bodenständigen Küche laben. Radwanderer nutzen die Gerstensaft-Oase gerne als
Rast- und Tankstation für ihre Touren. Bestens gerüstet ist man auch für den
Sonntagsausflug von Familien. Rund 350 Plätze umfasst das kiesbestreute Areal
und – was noch wichtiger ist – einen Spielplatz für die Kleinen. Also der ideale
Ort für gestresste Eltern, um unter Sonnenschirmen und Kastanienbäumen
ordentlich die Beine unter den Biertisch zu strecken. Mitten im Garten
plätschert gemächlich ein Brunnen und daneben hat man dem Braumeister mit einem
nach ihm benannten Platz augenzwinkernd ein Denkmal gesetzt. Zu Stosszeiten
werden im Biergarten schon einmal Gäste „bestochen“, um gute Plätze zu
ergattern. Für die drei Frühschoppenkonzerte der Saison sollte man sich
ebenfalls rechtzeitig Plätze sichern.
Biergenuss ohne Standesdünkel
Es gibt Menschen, die gehen ein Bier trinken, weil sie
Durst haben. Darunter solche, die immer gleichzeitig mit ihren Kumpels großen
Durst haben. Manche gelüstet nach schlichter Dröhnung. Andere wiederum halten
sich an ihrem Bierglas fest, um im Biergarten jemanden kennenzulernen und
zuzutexten. Über die soziologische Bedeutung von Biergärten hegt man übrigens
keinerlei Zweifel: Hier trinkt die Vielfalt ohne Standesdünkel, hier dominiert
noch wahre Liberalitas. Der Biertisch macht keinen Unterschied zwischen
Nadelstreifen und Lederhosen, Dirndl oder Designer-Klamotten. In der noch heute
gültigen Bayrischen Biergartenverordnung lesen wir dazu folgende erhellenden
Sätze: „Biergärten erfüllen wichtige soziale und kommunikative Funktionen,
weil sie seit jeher beliebter Treffpunkt breiter Schichten der Bevölkerung sind
und ein ungezwungenes, soziale Unterschiede überwindendes Miteinander
ermöglichen. Die Geselligkeit und das Zusammensein im Freien wirken
Vereinsamungserscheinungen im Alltag entgegen.“ Na denn: Auf in die
Domhof-Hausbrauerei!
Matthias Nowack